Aurikelschau (32)

Tag 29: 22.08.2020

Daniel (16:00-21:00), Ulf (11:00-21:00)

  • Fensterlaibung
  • Fliesen im Flur

Heute war mal wieder ein Baustellentag, den wir mehr schlecht als recht vor uns her geschoben haben. Die restliche Flurverfliesung und die Fensterverlaibung schrieen so laut nach Beachtung, dass wir sie nicht länger ignorieren konnten. Und ich sage es nur ungern: Es fühlt sich toll an, das endlich erledigt zu haben. Daniel war schon erschöpft von der Arbeit gekommen, während ich schon von der Maurerei vorverzweifelt war. Ich habe es trotz aller mir und YouTube bekannter Tricks nicht geschafft, die Fensterlaibung glatt zu kriegen. Ich glaube der Mörtel war kaputt! Jedenfalls hängt er jetzt halbschlaff an der Wand als wäre er ein senkrechtes Wellenbad. Bestenfalls einzigartig.

Die Fliesen forderten alles von uns, waren wir doch gar nicht mehr in Baustellenverfassung. Rücken, Knie, Kreislauf: alles machte uns irgendwie zu schaffen. Und ganz zu schweigen von den widerspenstigen Fliesen, die sich immer auszudehnen schienen, wenn sie zu breit waren, und zusammenzuziehen schienen, wenn sie ohnehin schon zu schmal waren. Gut, dass wir noch eine Extrapackung besorgt hatte, so sind wir mit dem Material gerade hingekommen. Nicht so mit dem Fliesenkleber. Den Weg zum Baumarkt kannte ich ja schon…. 

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, finde ich. Lästig ist jetzt der Weg in die Küche. Wenn wir manchmal nachts aufstehen, z.B. um uns eine Yoghurette aus dem Kühlschrank zu holen, müssen wir erst ganz runter in den Keller, durch die Waschküche (kein Lichtschalter) und dann wieder hoch in die Küche. Und das alles halb nackt. Na gut, im Schlafanzug. 
Das ist bestimmt nix gegen die 14-Tage, in denen wir die Treppe nicht werden benutzen können, weil die Stufen versiegelt wurden.

Aurikelschau Extra (2)

Ja, sind wir denn hier im Zoo?

Tiger, Giraffe, Wolf, Ameise, Igel, Hund und Strauß. Und natürlich Affe, Esel und Co. Sie alle kann man im Zoo bestaunen (vielleicht abgesehen von der Ameise, die nerven einfach überall). Aber auch während der Bauzeit sind sie uns begegnet. Denn Handwerker sind bisweilen sehr kreativ. Nicht nur beim Erfinden von Pfusch am Bau, sondern auch beim Erfinden von Namen für irgendwelche Werkzeuge, die wir normalsterbliche Durchschnittshobbyhandwerker nicht kennen, geschweige denn schon mal gesehen haben.
Ein PapierTIGER z.B. ist eine mit scharfen rollenden Zähnen ausgestattete Platte zum Aufschlitzen von Tapeten, während die GIRAFFE vor dem Tiger keine Angst zu haben braucht (sie leben ja auch sonst in ganz verschiedenen Welten). Sie ist ja der Hals einer überdimensionierten Schleifmaschine mit integriertem Staubsauger, die nach dem Spachteln die Unebenheiten beseitigt.
WOLF und STRAUß sind Markennamen der extra praktisch angefertigten Handwerkerhosen, und AMEISE und HUND Transporthelfer. Bei „Ameise“ kann die Assoziation noch verstehen, aber „Hund“…?
Die IGELrolle hat die gleiche Funktion wie der Papiertiger, hat ihren Namen aber nicht von der Funktion sondern dem Aussehen. Die Stachel sehen fürchterlich aus. Bloß nicht anfassen, höchste Verletzungsgefahr. Und da kommen AFFE, ESEL und co. ins Spiel, denn wir sind es ja schließlich, die all diese Dinge bedienen müssen. Mit mehr oder weniger Erfolg.

Im Zoo sehen die alle etwas anders aus und zumindest der Igel ist auch nicht so furchterregend. Allerdings wird das Haus auch nicht fertig, wenn man nur in den Zoo geht.


Aurikelschau (31)

Wohnen 3: 15.08.2020

Nach 14 Tagen groben Aufräumen und feinen Sortieren, sind wir schon weit gekommen. Aber noch immer liegen überall die schwierigen Entscheidungen herum, die gemeinsam zu treffen viel schwieriger ist, als allein.
Heute lasse ich Bilder sprechen, denn die sagen mehr als 1000 Worte. Ach nee, das waren ja Blumen. Naja… Die Fotos zeigen ungeschminkt der Ist-Zustand unseres bescheidenen Heims an.

Es fehlen gar nicht mehr so viele große Teile: die Fliesen im Flur müssen gelegt, Daniels Notensammlung muss ausgepackt, die Wange der Terrassentür muss verputzt und natürlich der Schutthafen muss beseitigt werden. Der Keller ist noch gar nicht schöner geworden, sieht man mal von dem Buffet und den Vorratsregalen ab. Es ist also noch viel zu tun: bleibt alles anders.

Aurikelschau (30)

Wohnen 2: 01.08.2020

Der zweite Umzug ist geschafft. Meine Sachen sind wie durch Zauberei und ganz ohne körperliche Anstrengung aus Hannover in den Aurikelstieg gekommen, alles hat sich selbst ausgepackt und an den neuen Platz gestellt und alles hat dabei auch einen Platz gefunden. Beinahe genauso wie am Anfang von Harry Potter 6, als Dumbledore das von Slughorn angerichtete Chaos beseitigt. Und dann auch noch süffisant behautet, dass das Spaß gemacht hätte. Jetzt endlich verstehe ich den Witz. Denn alles das ist bei mir natürlich nicht passiert. Tapfere und mehr oder weniger schwitzende Freunde waren verwundert, wo überall in meinem Elternhaus meine Sachen versteckt waren. Lara, Kathrin, Henning, Jan, Lars und natürlich Daniel haben mir geholfen. Irgendwann bekam ich das Verbot, noch lange Teile oder Bretter anzuschleppen. Aber wir haben (fast) alles in den Wagen reingekriegt und auch (fast) nichts vergessen. Dafür haben wir auch (fast) keine falschen Teile mitgenommen. Ein hervorragender Erfolg.

Nur ein winziger Teil der Kartons…

Im Aurikelstieg angekommen hatte Lydia bereits die Parksituation klargemacht, sodass ich nur noch rückwärts einparken musste. Das Ausladen wurde in Teams aufgeteilt: Lydia und Daniel schleppten vom Wagen zum Haus, ich verteilte die Sachen in Haus. Soviel Treppen bin ich noch nie auf einem Haufen gelaufen. Und so geschwitzt habe ich auch wirklich schon lange nicht mehr. Zuletzt im Leinebagger-Vierer auf dem Maschsee. Cardio-Training ist gar nichts dagegen. Am Ende waren alle Teile verteilt – deswegen heißen sie doch so, oder? – ich war seehehr erschöpft, aber gut erschöpft, mit einem erleichterten Gefühl der Befriedigung, alles geschafft zu haben.

Am nächsten Morgen haben wir noch einige Chaoshaufen verlegt, verstellt oder versteckt, mal eben die Terrasse in Betrieb genommen (natürlich nur die, auf der nicht der sieben Kubikmeter große Schutthaufen liegt) und waren auf unseren ersten Besuch. Die Familie und die Schwiegereltern kommen – letztere mit der Motorsense, damit wir endlich des Gewuchers im Garten Herr werden.