Nur ganz kurz: Heute konnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Das Angenehme war der Gebrauch der neuen Kappsäge, zu der es demnächst kein unboxing-Video geben wird – ich hasse sowas; was soll daran für andere interessant sein, wie ich die Einzelteile von etwas aus dem Plastik und Styropor befreie). Eingeweihte wird es freuen zu hören, dass es das gleiche Modell ist, das schon Jekyll and Hyde und König der Löwen zersägt hat. Das Nützliche, das gebaut werden musste, war der Holzunterstand. Von dem Ergebnis bin ich optisch wirklich überzeugt, praktisch muss sich erst zeigen, ob das Holz darunter ausreichend trocken bleibt.
Maximale Gemütlichkeit erzeugen ja die Flammen, die aus dem Ofen schlagen und die Wärme, die sie mit sich tragen – wenn er an ist. Das haben wir in kürzester Zeit schätzen gelernt und haben dann sofort Holz bestellt. Denn ohne Holz vor der Hütte bleibt jeder Ofen kalt. (Man möge mir diesen Spruch verzeihen, ich konnte einfach nicht widerstehen. Ist es doch tasächlich das erste Mal, dass ich ihn überhaupt anbringen konnte.) Jetzt weiß ich auch, was „Schüttraummeter“ (SRM) bedeutet. Die vier bestellten Schüttraummeter wurden nämlich ganz locker mal eben an die Straße geschüttet, wo sie dann sofort weggeholt werden mussten, denn – das haben wir ja bei der Containeraufstellung gelernt – die Nutzung des öffentlichen Raums bedarf einer Genehmigung und kosten nicht unerheblich viel Geld. Die hatten wir natürlich nicht schon wieder, also war Schubkarre schieben angesagt. Erst stapeln, dann schieben, dann fluchen – wenns nämlich auf der unebenen Strecke runterghoppelt war -, dann wieder schütten und zum Schluss wieder stapeln – jedenfalls notdürftig, denn das Stapelfeld ist ist noch nicht ganz fertig. Das muss noch gestrichen und endgültig platziert werden. Ach ja und verdoppelt auch, denn eins wird für 4 SRM nicht reichen…
Wirklich wohnlich wird es ja erst durch die Details, die Bilder, die Lampen, die Kleinigkeiten die Deko. Natürlich kommt die immer zuletzt und eigentlich ist das auch noch gar nicht dran, denn viele, viele Dinge haben noch keinen festen Platz gefunden. Und dennoch haben wir einen Schub bekommen – sicherlich ausgelöst durch die freie Zeit, die die Herbstferien produziert – es uns NOCH schöner zu machen.
Die regelmäßigen Besucher müssen vielleicht etwas nach dem Neuen auf den Bildern suchen. Es lohnt sich aber.
Heute waren auf der Baustelle: Wilma und Günter, Dominik, Marek und Luca, Lydia, Jan, Daniel, Jana, Tina und Johannes, Daniel und Ulf.
Schuttberg in den Container bringen
Riesenthuja an der Terrasse fällen.
Stärkung bevor es losgeht
Es ist ein neues Kriterium aufgetaucht, um zu entscheiden, ob ein Tag ein Baustellentag war oder ein Wohntag. Wenn ich meine vollkommen verschmierten und versifften Klamotten anziehe(n musste), war es definitiv ein Baustellentag. So auch heute. Dem Schuttberg – von Traute liebevoll oder doch eher ehrfurchtsvoll (?) Monte Discaria genannt – sollte es an den Kragen gehen. Daniels Familie in Form seiner Eltern, seines Bruders und zwei Neffen rückte an, und brachten einen ganzen Anhänger voll Gerät mit: Mit einer oder zwei Schubkarren hatten wir gerechnet, nicht aber mit vieren. Die Freunde aus Hannover steckten noch eine Weile auf der Autobahn fest, sodass das erste Kapitel des Tages ganz der Familie von Daniel gehörte. Ok, Lydia und Jan haben natürlich auch tatkräftig mit angepackt. Der Container wurde voller und voller, wir schippten und fuhren, aus Monte Discaria wurde langsam aber sicher Montino Discaria, bis er schließlich ganz im Container verschwand. Die Hannoveraner trafen dann pünktlich ein, um sich an den gedeckten Mittagstisch zu setzen. Ein klassischer Cliffhanger für ein zweites Kapitel.
Monte Discaria ex & hopp
Es musste also ein neues Projekt her, bei dem die Hannoveraner ihre hergebrachte Energie abarbeiten konnten: „Wir könnten die Thuja fällen. Ich kletter dir auch da (ca. 12m) hoch und säge das oben ab.“ Und ab da gab’s kein Halten. Besonders beeindruckend waren der Säge-Enthusiasmus von Jana und die Kletterkünste von Tina. Da wurden auch meine Sicherheitsbedenken kurzerhand in den Wind geschossen und die Riesenthuja unter den beißenden Kommentaren der umstehenden Schuttfahrer gekappt. Erst unten die Stämme freilegen, dann hochklettern und eine Leine festknoten, dann mit dem elektrischen Fuchsschwanz und leuchtenden Augen der Stamm durchtrennen, den Baum in die richtige Richtung ziehen und, ach ja, weggehen, bevor er fällt. Was mich am meisten erstaunt hat, ist, dass am Ende gar kein Chaos im Garten herrschte, denn die Zweige, Äste und Stämme passten alle in die Lücke zwischen Hecke und Schuppen. Freilich mit dem Effekt, dass der Schuppen sich jetzt noch ein kleines Stückchen mehr neigt als vorher.
Inzwischen kann ich nicht mehr richtig trennen zwischen Wohnen und Baustelle. Es sind die kleinen Dinge, die kleinen Fortschritte, die unser Heim jetzt gemütlicher machen. Der Kerzenleuchter, der sein Dasein nicht mehr im Keller fristet, nun einen Ehrenplatz bekommen hat und zum Dank hell erstrahlt (natürlich nicht, ohne dass Daniel zwei Stunden an ihm gerubbelt hat). Das Cembalo, das eigentlich schon ausgemustert werden sollte und nun unser Wohnzimmer very sophisticated erscheinen lässt (was wir natürlich auch sind). Der Tritt unter dem Spiegel, der es uns ermöglicht, morgens unfallfrei die Socken anzuziehen (nicht, das wir uns dafür hinsetzen müssten). Und so gibt es noch einige unbeschriebene Dinge in unserem Zuhause, die sich klammheimlich auf die Fotos des Fortschritts schleichen.
Davon abgesehen war diese Woche der Klempner da und hat endlich den Schniepel vom Heizungsrohr entfernt, sodass wir die Ecke einpacken konnten. Außerdem hat er nicht die Entkalkungsanlage eingebaut, sodass wir nun butterweiches Wasser haben. Daniels butterweich versteht sich, nicht mein kühlschrankhartes butterweich.
Und das Schönste an all diesen Fortschritten ist, dass wir jetzt Besuch empfangen können an unserem neuen Tisch. An DEM Tisch.
Heute war mal wieder ein Baustellentag, den wir mehr schlecht als recht vor uns her geschoben haben. Die restliche Flurverfliesung und die Fensterverlaibung schrieen so laut nach Beachtung, dass wir sie nicht länger ignorieren konnten. Und ich sage es nur ungern: Es fühlt sich toll an, das endlich erledigt zu haben. Daniel war schon erschöpft von der Arbeit gekommen, während ich schon von der Maurerei vorverzweifelt war. Ich habe es trotz aller mir und YouTube bekannter Tricks nicht geschafft, die Fensterlaibung glatt zu kriegen. Ich glaube der Mörtel war kaputt! Jedenfalls hängt er jetzt halbschlaff an der Wand als wäre er ein senkrechtes Wellenbad. Bestenfalls einzigartig.
Fensterverlaibung
Die Fliesen forderten alles von uns, waren wir doch gar nicht mehr in Baustellenverfassung. Rücken, Knie, Kreislauf: alles machte uns irgendwie zu schaffen. Und ganz zu schweigen von den widerspenstigen Fliesen, die sich immer auszudehnen schienen, wenn sie zu breit waren, und zusammenzuziehen schienen, wenn sie ohnehin schon zu schmal waren. Gut, dass wir noch eine Extrapackung besorgt hatte, so sind wir mit dem Material gerade hingekommen. Nicht so mit dem Fliesenkleber. Den Weg zum Baumarkt kannte ich ja schon….
Beleuchtung nachts und am nächsten Morgen
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, finde ich. Lästig ist jetzt der Weg in die Küche. Wenn wir manchmal nachts aufstehen, z.B. um uns eine Yoghurette aus dem Kühlschrank zu holen, müssen wir erst ganz runter in den Keller, durch die Waschküche (kein Lichtschalter) und dann wieder hoch in die Küche. Und das alles halb nackt. Na gut, im Schlafanzug. Das ist bestimmt nix gegen die 14-Tage, in denen wir die Treppe nicht werden benutzen können, weil die Stufen versiegelt wurden.
Tiger, Giraffe, Wolf, Ameise, Igel, Hund und Strauß. Und natürlich Affe, Esel und Co. Sie alle kann man im Zoo bestaunen (vielleicht abgesehen von der Ameise, die nerven einfach überall). Aber auch während der Bauzeit sind sie uns begegnet. Denn Handwerker sind bisweilen sehr kreativ. Nicht nur beim Erfinden von Pfusch am Bau, sondern auch beim Erfinden von Namen für irgendwelche Werkzeuge, die wir normalsterbliche Durchschnittshobbyhandwerker nicht kennen, geschweige denn schon mal gesehen haben. Ein PapierTIGER z.B. ist eine mit scharfen rollenden Zähnen ausgestattete Platte zum Aufschlitzen von Tapeten, während die GIRAFFE vor dem Tiger keine Angst zu haben braucht (sie leben ja auch sonst in ganz verschiedenen Welten). Sie ist ja der Hals einer überdimensionierten Schleifmaschine mit integriertem Staubsauger, die nach dem Spachteln die Unebenheiten beseitigt. WOLF und STRAUß sind Markennamen der extra praktisch angefertigten Handwerkerhosen, und AMEISE und HUND Transporthelfer. Bei „Ameise“ kann die Assoziation noch verstehen, aber „Hund“…? Die IGELrolle hat die gleiche Funktion wie der Papiertiger, hat ihren Namen aber nicht von der Funktion sondern dem Aussehen. Die Stachel sehen fürchterlich aus. Bloß nicht anfassen, höchste Verletzungsgefahr. Und da kommen AFFE, ESEL und co. ins Spiel, denn wir sind es ja schließlich, die all diese Dinge bedienen müssen. Mit mehr oder weniger Erfolg.
Im Zoo sehen die alle etwas anders aus und zumindest der Igel ist auch nicht so furchterregend. Allerdings wird das Haus auch nicht fertig, wenn man nur in den Zoo geht.
Nach 14 Tagen groben Aufräumen und feinen Sortieren, sind wir schon weit gekommen. Aber noch immer liegen überall die schwierigen Entscheidungen herum, die gemeinsam zu treffen viel schwieriger ist, als allein. Heute lasse ich Bilder sprechen, denn die sagen mehr als 1000 Worte. Ach nee, das waren ja Blumen. Naja… Die Fotos zeigen ungeschminkt der Ist-Zustand unseres bescheidenen Heims an.
Schreibtische
2. Bücherwand
Notenwand kommt noch
nur einige unserer Schuhe
Cembalo im Flur
Molgermolger
Marke Eigenbau
Schrank in Betrieb
Die Ankleide wird …
Platz für n Sessel
Vorhänge hängen
Kommode am 3. Platz
Alles wie zuvor
Ausgehen geht jetzt auch
ein paar weitere Schuhe
alle beim Alten
Ich sag nur: Dampf
Werkzeug gut verteilt
DER Tisch
Bücher im WoZi
2. Couch
Es fehlen gar nicht mehr so viele große Teile: die Fliesen im Flur müssen gelegt, Daniels Notensammlung muss ausgepackt, die Wange der Terrassentür muss verputzt und natürlich der Schutthafen muss beseitigt werden. Der Keller ist noch gar nicht schöner geworden, sieht man mal von dem Buffet und den Vorratsregalen ab. Es ist also noch viel zu tun: bleibt alles anders.
Der zweite Umzug ist geschafft. Meine Sachen sind wie durch Zauberei und ganz ohne körperliche Anstrengung aus Hannover in den Aurikelstieg gekommen, alles hat sich selbst ausgepackt und an den neuen Platz gestellt und alles hat dabei auch einen Platz gefunden. Beinahe genauso wie am Anfang von Harry Potter 6, als Dumbledore das von Slughorn angerichtete Chaos beseitigt. Und dann auch noch süffisant behautet, dass das Spaß gemacht hätte. Jetzt endlich verstehe ich den Witz. Denn alles das ist bei mir natürlich nicht passiert. Tapfere und mehr oder weniger schwitzende Freunde waren verwundert, wo überall in meinem Elternhaus meine Sachen versteckt waren. Lara, Kathrin, Henning, Jan, Lars und natürlich Daniel haben mir geholfen. Irgendwann bekam ich das Verbot, noch lange Teile oder Bretter anzuschleppen. Aber wir haben (fast) alles in den Wagen reingekriegt und auch (fast) nichts vergessen. Dafür haben wir auch (fast) keine falschen Teile mitgenommen. Ein hervorragender Erfolg.
Nur ein winziger Teil der Kartons…
Im Aurikelstieg angekommen hatte Lydia bereits die Parksituation klargemacht, sodass ich nur noch rückwärts einparken musste. Das Ausladen wurde in Teams aufgeteilt: Lydia und Daniel schleppten vom Wagen zum Haus, ich verteilte die Sachen in Haus. Soviel Treppen bin ich noch nie auf einem Haufen gelaufen. Und so geschwitzt habe ich auch wirklich schon lange nicht mehr. Zuletzt im Leinebagger-Vierer auf dem Maschsee. Cardio-Training ist gar nichts dagegen. Am Ende waren alle Teile verteilt – deswegen heißen sie doch so, oder? – ich war seehehr erschöpft, aber gut erschöpft, mit einem erleichterten Gefühl der Befriedigung, alles geschafft zu haben.
Queen Lydia of Ivar
Am nächsten Morgen haben wir noch einige Chaoshaufen verlegt, verstellt oder versteckt, mal eben die Terrasse in Betrieb genommen (natürlich nur die, auf der nicht der sieben Kubikmeter große Schutthaufen liegt) und waren auf unseren ersten Besuch. Die Familie und die Schwiegereltern kommen – letztere mit der Motorsense, damit wir endlich des Gewuchers im Garten Herr werden.
100 Kartons im Arbeitszimmer, sonst schon sehr weit.
4 ist die Zahl des Umbaus. Am 4. Januar hat Daniel das Haus zuerst besichtigt. Dann folgten 4 Monate elendigliche Warterei und 4 Wochen und 4 Tagen Umbau, verteilt auf 4×7 Bau- und 6 Blautage (Sechs?). In der Bauzeit haben wir 4 Wände eingerissen und 4 Räume von Fliesen befreit, mit Sicherheit mehr als 4 Kubikmeter Schutt produziert. Später dann haben wir 4 Kisten Tapeten verklebt und dabei nicht die angepeilten 4 Eimer Kleister verbraucht. Jede Wand, die tapeziert werden sollte, musste 4 Arbeitsschritte über sich ergehen lassen: abkratzen, spachteln, schleifen, grundieren.
Neben der Küche, die jetzt mit dem Esszimmer vereint ist, haben wir 4 Wohnräume saniert und für jedes ein eigenes Farbkonzept erdacht. Eigentlich waren in unserem Farbkonzept ja 4 Farben vorgesehen, nämlich hellbeige und himmelblau sowie unsere Hochzeitsfarben petrol und sonnengelb. Es hat sich aber eine fünfte eingeschlichen, sozusagen als Reminiszenz an die vorherigen Überlegungen der Küchenfarben: nämlich paprikarot. Grundfarbe sollte beige sein und für jedes Zimmer hatten wir eine zusätzliche Farbe an einer oder mehr Wänden vorgesehen. Petrol im Schlafzimmer: beruhigend, ausgleichend und sonnengelb im Arbeitszimmer: anregend, die Kreativität fördernd. Spontan kann dann noch paprikarot im Ankleidezimmer hinzu: frech, stimulierend. Auf, dass die Outfits passen.
Davon abgesehen ist das Haus genauso geworden, wie wir uns das vorgestellt haben. Die weißen Streifen um die Tür- und Fensterrahmen wirken sehr edel, die selbst verlegten Fliesen in Küche und Flur passen 1a zur Wandfarbe, zur Küchen und unserem Geschmack. Der Tisch steht im Zentrum unseres Lebens zwischen Wohnzimmer und Küche, die Küche ist immer noch geil mit ihrem schönsten Grau der Welt und den Echtholzfronten. Die Stühle mit der dubiosen Farbe „schlamm“ passen aber sowas von haargenau zu den Fronten, dass es wie im Katalog aussieht, und die selbstgebaute Lampe aus LED-Leuchten und einem Fachwerkbalken wartet unten im Keller auf die Fertigstellung. Das hindert uns aber nicht daran, bereits Gäste in unser Haus, an unseren Tisch einzuladen. An den Tisch, mit dem kurz vor Silvester alles begann. Denn — das muss ich zugeben — wir haben unsere 4 Wände um den Tisch herum gebaut.